Wakkerpreis 2008 an Grenchen

Mittwoch, 16. Januar 2008

Das Grenchner Schwimmbad von 1956 (Beda Hefti) wurde ab 1999 bis heute schrittweise saniert. Es ist ein Beispiel für den vernünftigen Umgang der diesjährigen Wakkerpreigemeinde mit Bauten der 50er-Jahre. Die Anlage strahlt noch immer den Charme ihrer Zeit aus, genügt aber auch den heutigen Ansprüchen an ein Freibad.
Copyright: G. Bally/Keystone

Das Wohnheim mit Tagesstätte für Schwerbehinderte „Rodania“ beim Bahnhof Grenchen Süd zeigt eine unaufgeregte zeitgenössische Architektur. Das 2005-07 erbaute Gebäude (ARGE Biel 97) ist typisch für die Entwicklung Grenchens in den letzten Jahren.
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Der Marktplatz wurde mit dem markantem Stadtdach (Bart & Buchhofer, Biel, 1999) zum Identifikationspunkt im fussgängerfreundlichen Zentrum. Dies ist ein schönes Beispiel des sorgfältigen Umgangs mid dem öffentlichen Raum in Grenchen.
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Der Schweizer Heimatschutz (SHS) zeichnet Grenchen mit dem Wakkerpreis 2008 aus. Die solothurnische Stadt erhält die diesjährige Auszeichnung für die vielfältigen Aufwertungen des öffentlichen Raums, für die sorgsame Weiterentwicklung der gebauten Stadt und für den respektvollen Umgang mit den zahlreichen Bauten der Nachkriegszeit. Die offizielle Preisübergabe findet am 28. Juni 2008 im Rahmen einer öffentlichen Feier statt.

Grenchen hatte sich im Zuge der Industrialisierung rasch vom Dorf zur Stadt entwickelt. Nach der Hochblüte in den 1950er-Jahren erlebte der Ort Anfang der 80er-Jahre mit dem Niedergang der Uhrenindustrie einen Tiefpunkt. Die schwierige Struktur eines verstädterten Dorfes, die grosse Belastung durch den Verkehr und die problematische wirtschaftliche Lage stellten grosse Herausforderungen dar, die im Laufe der letzten Jahre angepackt wurden.

 

Im Vordergrund für die Auszeichnung Grenchens mit dem diesjährigen Wakkerpreis stehen die seit 1996 eingeleiteten Massnahmen der Behörden, das bauliche Erbe zu pflegen sowie Strassen und Plätze neu in Wert zu setzen. Der Preis würdigt die aktive Haltung der Verantwortlichen zu Gunsten einer qualitätvollen Weiterentwicklung der Stadt. Politik und Behörden arbeiten zusammen und beeindrucken durch pragmatisches, beharrliches Vorgehen. Nach der Stadt Solothurn (1980) ist dies der zweite Wakkerpreis an eine Gemeinde im Kanton Solothurn.

 

Die Aufwertung des öffentlichen Raumes nahm mit der bemerkenswerten Umgestaltung des Marktplatzes (1999) ihren sichtbaren Anfang. Mit markantem Dach und Brunnen wurde er zum neuen Identifikationspunkt der Stadt. Nach der Eröffnung der Autobahn 2002 konnte das Zentrum von Grenchen vom Druchgangsverkehr befreit und die weitsichtig vorbereiteten flankierenden Massnahmen sofort umgesetzt werden. Das Strassenbild wurde überarbeitet und ein fussgängerfreundliches Zentrum geschaffen.

 

Die in den letzten Jahren entstandenen Neubauten zeugen von einer qualitätsorientierten Weiterentwicklung der gebauten Stadt, so beispielsweise das Wohnheim Rodania im Areal der ehemaligen Uhrenfabrik. Ein neuer Nutzungs- und Bauklassenplan mit allgemein verständlichen Leitblättern weist die Richtung für die zukünftige bauliche Entwicklung Grenchens.

 

Der bewusste Umgang mit der Bausubstanz aus der Nachkriegszeit zeigt sich in der Sanierung verschiedener öffentlicher Gebäude, darunter das Schwimmbad des renommierten Bäderspezialisten Beda Hefti (1956) oder das Haldenschulhaus (1964). Mit dem Parktheater von Ernst Gisel besitzt Grenchen zudem einen gut unterhaltenen Vorzeigebau der 50er-Jahre, der in der Bevölkerung stark verankert ist. Bemerkenswert ist weiter, dass die Stadt mit Publikationen, Veranstaltungen und Ausstellungen der Bevölkerung die Architektur des 20. Jahrhunderts näher bringt.

 

Grenchen ist eine beispielhafte Gemeinde auch im Sinne der aktuellen Kampagne des Schweizer Heimatschutzes (SHS). Unter dem Motto „Aufschwung – die Architektur der 50er-Jahre“ lenkt diese Kampagne die Aufmerksamkeit auf die Bauten unserer jüngeren Vergangenheit und fordert deren vermehrte Anerkennung als Baudenkmäler.

 

Wakkerpreis des Schweizer Heimatschutzes

Der Schweizer Heimatschutz (SHS) vergibt jährlich einer politischen Gemeinde den Wakkerpreis. Das Preisgeld hat mit CHF 20'000.- eher symbolischen Charakter, der Wert der Auszeichnung liegt in der öffentlichen Anerkennung vorbildlicher Leistung.

 

Erstmals ermöglicht wurde der Wakkerpreis 1972 durch ein Vermächtnis des Genfer Geschäftsmannes Henri-Louis Wakker an den Schweizer Heimatschutz. Weitere seither eingegangene Legate erlauben es dem SHS, den Preis bis heute vergeben zu können.

 

Der Wakkerpreis zeichnet Gemeinden aus, welche bezüglich Ortsbild- und Siedlungsentwicklung besondere Leistungen vorzeigen können. Die Auszeichnung von Stein am Rhein, Guarda, Ernen etc. in den 1970er Jahren erfolgte vor dem Hintergrund, dass die Erhaltung historischer Zentren nicht selbstverständlich war. Im heutigen Fokus stehen Gemeinden, die ihren Siedlungsraum unter zeitgenössischen Gesichtspunkten sorgfältig weiterentwickeln. Hierzu gehören insbesondere das Fördern gestalterischer Qualität bei Neubauten, ein respektvoller Umgang mit der historischen Bausubstanz sowie eine vorbildliche, aktuelle Ortsplanung.

 

Kurzinformationen zu allen bisher vergebenen Wakkerpreisen:

www.heimatschutz.ch

 

Rückfragen:

Schweizer Heimatschutz, Karin Artho, Tel. 044 254 57 00

Stadt Grenchen, Claude Barbey (Stadtbaumeister), Tel. 032 654 67 16